Kompromisslose Texte, treibendes Schlagzeug und wütender Gesang - an der Band vom Niederrhein gibt es im deutschen Punkrock schon seit Jahren kein Vorbei mehr. FAHNENFLUCHT stehen für einen dynamischen und abwechslungsreichen Sound, der gerne in Hardcore ausbricht und auf eingängige Melodien setzt. Mit "Weiter Weiter" erscheint nun das sechste Album der Systemkritiker.
Seit der Veröffentlichung ihres Debüts "Beissreflex" im Jahr 2000 sind FAHNENFLUCHT aus dem deutschen Politpunk nicht mehr wegzudenken. Mit ihren typisch ausgefeilten Texten, Gitarrenriffs und einem kraftvollen Schlagzeug befeuern sie die allgemeine Wut über den nicht enden wollenden gesellschaftlichen Krisenmodus. Ihre Überzeugungen bringen sie dabei von Anfang an auf den Punkt: FAHNENFLUCHT sind sozialkritisch, antikapitalistisch und antifaschistisch. Ende 2017 blickt die Band auf fünf Studioalben und unzählige Auftritte zurück. Der ideale Zeitpunkt für eine kleine Auszeit. "Hinter uns lagen zwei Jahre voller Konzerte, da wir nach der Veröffentlichung von 'Angst und Empathie' für unsere Verhältnisse viel auf Tour gewesen sind", blickt Schlagzeuger Jan zurück. "Also haben wir beschlossen, eine sechsmonatige Pause einzulegen." Der Abstand tut ihnen gut. Ein halbes Jahr später kehren die Musiker erholt in den Proberaum zurück, um mit dem Songwriting für ein neues Album zu beginnen.
"Die Einleitungsphase unseres kreativen Schaffens war zum Glück noch nicht von den aktuellen Einschränkungen betroffen", erklärt Sänger Thomas. "Thematisch und textlich stand bereits alles fest, als Corona einschlug - die Vorproduktion konnten wir daher mithilfe unseres Produzenten Matthias Lohmöller problemlos digital durchführen." Im DocMaKlang Studio in Osnabrück wird "Weiter Weiter" schließlich final eingespielt. Das Ergebnis: Ein facettenreiches Album, das auf experimentelle Kontraste setzt, ohne dabei die altbekannte Handschrift der Band zu verlieren. Aggressionen und Geschwindigkeit treffen auf melodische Riffs und klassische Hymnen, während deutscher Punkrock mit einem sauberen Hardcore-Sound kollidiert. Die intelligenten Texte drücken den Finger dabei schonungslos in die Wunden der Gesellschaft. So handelt der Song "Welt" beispielsweise von den Auswirkungen des Spätkapitalismus: "Klimawandel, Umweltverschmutzung und Raubbau lassen sich immer schwerer aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängen", erklärt Gitarrist Kai. "Notwendige politische Veränderungen werden zugunsten kurzfristiger Erfolge an die nächste Generation weitergegeben und Einzelpersonen akkumulieren unfassbare Geldbeträge, während uns bald alles um die Ohren fliegt."
Es ist nicht das einzige unbequeme Thema, zu dem FAHNENFLUCHT auf ihrem sechsten Album unmissverständlich Stellung beziehen. "In dem Stück 'Vater Unser' haben wir uns mit den Ursachen toxischer Männlichkeit auseinandergesetzt, die in Form von Normen und Erwartungen von einer Generation zur nächsten weitergereicht werden", erklärt Thomas. "Das Bild des starken Mannes, der sich nichts sagen lässt, ist historisch gewachsen und wird bis heute gesellschaftlich reproduziert. Die Folge: Eine irrationale Sehnsucht nach Stärke, die zur Unterdrückung der eigenen Emotionen führt, um nach außen Macht und Dominanz zu suggerieren." Typisch für die Musiker, die nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen, sondern auch immer wieder deutlich machen, wie wichtig es ist, das eigene Handeln und sich selbst zu reflektieren. Dennis ergänzt: "Natürlich kommen auch Themen wie Fremdenhass, Leistungszwang, Terrorismus und die Querfront-Bewegung nicht zu kurz. Deshalb war es uns auch wichtig, nichts zu überstürzen und uns so viel Zeit wie nötig zu nehmen. Als basisdemokratische Band bearbeiten wir nämlich jeden Text und jeden Song so lange, bis keiner mehr Bauchschmerzen hat."
Tracklist:
01. Welt
02. Bewegung
03. Kein Teil
04. Vater Unser
05. Energie
06. Satt
07. Misanthrop
08. Alte Lieder
09. Asche
10. Welcome to Hell
11. Serotonin
12. Träume in Beton
13. BRND
14. Trümmer