Yorkshires ehrenwerter Meister des Mangels bringt uns das zweite RAT CAGE-Album, eine angstmachende Fahrt durch die ekelerregende Erfahrung, die gemeinhin als Versuch bekannt ist, über die Runden zu kommen. Auf SAVAGE VISIONS wird der Hörer mit den wahnsinnigen Schreien eines kritischen Individuums konfrontiert, das an den absoluten Rand gedrängt wird, und bekommt im Schnellfeuerverfahren die Leidensbotschaften einer verstörten Einheit zu hören, die sich endlich nicht mehr um einen Scheiß schert. Hier finden wir Bryan aus Sheffield, trotzig und verzweifelt, auf der bei weitem düstersten, klaustrophobischsten, rücksichtslosesten und dynamischsten Veröffentlichung im bisherigen RAT CAGE-Katalog. SAVAGE VISIONS mag zwar voller großer Mitsing-Momente und voller Überraschungen sein, ist aber keine Party, denn es gibt nichts zu feiern. Die ungestüme Unverwüstlichkeit und saufende Freude der früheren Werke ist verschwunden. Mit dem Regelbuch, das das Fenster des 82. Stockwerks zertrümmert, schlagen SAVAGE VISIONS zeitweise in Richtung der nicht allzu weit entfernten Klänge von VENOM, MIDNIGHT und später DARKTHRONE aus und fügen diese Riffausdrücke gekonnt in den unwiderstehlich dysfunktionalen Bop von GBH und CRUCIFIX zurück.
Jeder, der diese Platte auflegt, wird sich wie der Beifahrer in einem Autounfall fühlen, der nur darauf wartet, zu passieren. Razor's Edge Lead Breaks erhöhen die Spannung nur noch. Unser Fahrer brettert wild über beide Seiten des Highways und lenkt uns regelmäßig in Richtung der bekannten Einflüsse von SKITKIDS, THE PARTISANS, DISARM, THE VARUKERS, TOTALITÄR und AUKTION, bevor er noch einmal schnell die Handbremse anzieht, um im 90-Grad-Winkel in Richtung der unvollendeten Überführung am Stadtrand davon zu rasen.
Durch den aufgemotzten schwedischen HC und das (nun verstärkte) Dröhnen von Kickdrum und Bassgitarre auf SAVAGE VISIONS fühlt sich diese Platte an wie DISFEARs Live The Storm, nur deutlich schneller. Den Genrekonventionen wird nur minimaler Respekt gezollt. So wie es sein sollte - bei jeder Band, zu jeder Zeit.
Man kann das Labyrinth sehr wohl überleben, aber was wird aus einem, wenn man den Ausgang erreicht?